Am Anfang war das Wort
„Lutherlounge“ im EKD-Kirchenamt
zur Langen Nacht der Kirchen am 19. September 2017
18-23h, Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover
Installation des Lichtkünstlers Franz Betz
„Am Anfang war das Wort“
Christliche Symbolik lebt vom Licht. Nach biblischem Schöpfungsbericht war Gottes erste Handlung bei der Welterschaffung: „Es werde Licht!“ (1. Mose 1,3).
Im Neuen Testament wird Jesus als „Licht der Welt“ bezeichnet: „Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Johannes 8,12).
Nicht überraschend also, dass Licht in der christlichen Architektur eine wichtige Rolle spielt: frühe christliche Kirchen sind nach Osten, zum Sonnenaufgang hin ausgerichtet, filigrane gotische Kirchen mit ihren großen bunten Fenstern künden ebenso von einer verheißenen himmlischen anderen Welt, machen sie sinnlich erfahrbar.
Licht begegnet uns heute viel profaner in unserem technisierten Alltag. Stets verfüg- und steuerbar. Notwendig als Licht- und Wärmespender, als Transporteur von Informationen, als Lesemedium von Datenträgern oder gar zum Schneiden. Oder zum Belichten von Fotos oder Druckplatten in der modernen Drucktechnik. Licht bezaubert uns: Rhythmische Leuchtreklamen jagen um Aufmerksamkeit in geschäftigen Großstädten – leuchtende Displays und Bildschirme suggerieren uns wichtige weltweite Vernetzung auf Mobiltelefonen und Computern.
Der vielfältigen Bedeutungen Licht ist sich der Lichtbildhauer Franz Betz (Jahrgang 1963) aus Hannover bewusst und er setzt sie künstlerisch um. Das Kulturforum im Kirchenamt der EKD hat ihn eingeladen, das vor rund 30 Jahren erbaute Foyer dieses kirchlichen Verwaltungsgebäudes zur „Langen Nacht der Kirchen“ am 19. September 2014 lichtkünstlerisch als „Lutherlounge“ zu interpretieren. Was das Architekturbüro Axel Schultes (u.a. auch Kanzleramt Berlin) in zeitlos großzügiger Formensprache für den Zusammenschluss aller evangelischen Landeskirchen entworfen hat, bietet mit seiner voluminösen Schiffssymbolik und den vielen Fenstern Raum und Fläche. Hier hinein zaubert Betz seine dreidimensionalen Arbeiten.
Dabei verbindet der Künstler das Licht mit dem für die christliche Botschaft elementaren Wort aus dem Johannes-Evangelium: „Am Anfang war das Wort“ (Johannes 1,1). Es begleitet die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mit ihren Gliedkirchen sowie vielen anderen Akteuren aus Politik, Kultur und Tourismus gemeinsam durch die Themenjahre der Reformationsdekade auf dem Weg zum Jubiläumsjahr 2017, in dem an den 500. Jahrestag von Luthers Thesenanschlag in Wittenberg am 31. Oktober 1517 erinnert wird.
Mit neuester LED-Technik und Projektoren deutet Betz das Überlieferte, hinterfragt es und interpretiert es neu in der künstlerischen Freiheit seiner eigenen Handschrift. Dazu hat er mit seinem „Alphabetz“ ein spielerisch eigenes Vokabular des Lichts geschaffen. Diese 26 Leuchtbuchstaben sind die Bausteine einer Sprache, die ihr Geheimnis vordergründig (noch) gewahrt hat und doch entzifferbar ist.
Ohne Licht, Sprache und deren Überlieferung ist christliche Religion nicht denkbar. Die Bibel wäre nicht jedermann zugänglich geworden ohne die vorherige Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Bleilettern durch Johannes Gutenberg. Diese Technik ermöglichte erst die Kommunikation und Diskussion von Luthers theologischen Erkenntnissen in aller Welt.
Genau hier setzt der Künstler Franz Betz in seiner eigenen Sprache an und tritt in Dialog mit dem christlichen Glauben und christlicher Theologie. Dabei lädt er uns als Betrachter ein, aus anderer Perspektive scheinbar alt Bekanntes neu zu betrachten, zu reflektieren und zu entdecken.
Christian Weisker
Programm (u.a. Talk von Margot Käßmann mit Gästen)
Kirchenamt der EKD
Herrenhäuser Straße 12
30419 Hannover