strichzeichnungen finden sich in allen epochen menschlicher überlieferung. von einfachen ritzungen in sand und fels, bis hin zu radierungen und komplexen computeranimationen. der zugang zur linie mittels finger oder bleistift ist immer ein einfacher.
an diesem punkt setzt das projekt “portr_ai_ts” an. gesichter aus einer linie zu zeichnen, sei es auf papier oder am tablet. intuitiv oder mit einem realen gegenüber. viele unterschiedliche portraits sollen es sein, damit ein neuronale netzwerk eine möglichst umfassende vorstellung von diesen zeichnungen bekommt. mit diesen zeichnungen wird es in vielen schritten trainiert.
so kann es wiederum einem zweiten netzwerk helfen eigene portraitzeichnungen zu erstellen. diese konstellation wird gan genannt. in vielen epochen lernt so das gan-netzwerk die eigene kreativität in einem speziellen segment zu entwickeln. das netzwerk lernt solange bis der kunstschaffende entscheidet, bis zu diesem punkt und nicht weiter, ähnlich wie ein bild zu vollenden oder hammer und meißel aus der hand zu legen.
dieses trainierte neuronale netzwerk ist dann die einzigartige quelle aus der dann fiktive strichportraits sprudeln, punkt für punkt oder als steter fluss. ausgegeben auf flipdotdisplays, von flughäfen oder verkehrsmitteln bekannt, gelangen sie wieder in die analoge welt.
was sind das für bilder?
sie weisen einen gewissen grad an abstraktion auf. in ihnen verschwimmt der code „punkt, punkt, komma, strich“ zu einem schemenhaften abbild des menschlichen gesichts, das die bekannten strukturen in bewegung bringt. die neu erschaffenen bilder sind dabei nicht generisch, sie sind nicht beliebige schnittmengen aus einer masse an vorlagen. das intuitive oder naturalistische portrait wird zur lernvorlage für künstliche kreativität, die zu ihren eigenen bedingungen lernt und schöpferisch ist. sie bildet einen geschmack aus, der je nach input flexibel bleibt. hierin stellt die arbeit auch die frage nach den speziellen produktionsbedingungen menschlicher kunstproduktion: wie sehr sind die ergebnisse von kunstschaffenden durch äußere einflüsse geprägt? unter welchen bedingungen lernen wir, dinge abzubilden?
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