7.11.2010, 11h
“die vermessung der lichtline”, galerie kolbien, steinbockgasse 6, garbsen
Franz Betz beschreitet in “Die Vermessung der Lichtlinie“ einen ganz pragmatischen Weg: er führt Maßstäbe ein – die Gitterboxen.
Modulhaft, wie häufig in seinem Werk, bilden die Gitterboxen auch untereinander einen Raum – stehen in Beziehung, eine unbekannte Welt mit unbekannter Ausdehnung.
Die innere Welt, die er erkundet enthält Elemente, die aus seinem Werk, schon bekannt sind: Vliesdecken, die (neben der Anspielung auf Beuys) auf unser Nomadentum in dieser Welt anspielen, in der wir alle keine bleibende Statt haben, rotes Tape und Spanngurte.
Ähnlich wie die Protagonisten Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß im Roman “Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann in einer Zeit, in der die Welt neu vermessen wurde, in ihren Studierstuben versuchen die Welt messbar zu machen, sucht Franz Betz ein Konzept zu kreieren um das Innere zu vermessen. “Die Kartographie“, so sagt er, “interessiert mich schon seit langem“.
Und so fixiert er in einer der dreidimensionalen Gitterboxen als Bezugssystem für die freien Lichtlinien ein Ordnungssystem aus einem blauen Spanngurt und Fokusierhilfen, mit denen er die Vermessungsebenen in diesem neuen, inneren Raum nachvollziehbar festlegt.
Und in den übrigen Gitterboxen schweben, blau leuchtend und nur provisorisch mit rotem Spanngurt fixiert, flexible LED-Lichtschläuche, sogenannte Light-Tubes – der Mittelpunkt dieser Installation.
Materiell an die Light-Tubes gebunden sind die Lichtlinien selbst frei von Substanz, von Schwerkraft und Raum. Zudem sind diese in ihrer Spontaneität frei und höchst unregelmäßigen, z.T. sogar verworren geformten Lichtlinien ohne System und deshalb für den Betrachter nur gefühlt begreifbar. – Mit seiner Arbeit “Die Vermessung der Lichtlinie“ stellt der Künstler Franz Betz ein äußeres Konzept zur Verfügung für den ewigen Diskurs zwischen Wissen und Fühlen.
(Annette Roggatz)